Kriegsgefangenenunterkunft

Sowjetische Kriegsgefangene

Im Verlauf des Zweiten Weltkrieges nahm die deutsche Wehrmacht zwischen 5,3 und 5,7 Millionen sowjetische Soldaten gefangen.1

Prinzipiell galten auch im NS- Staat die Grundsätze internationalen Kriegs- und Völkerrechts. wie das Genfer Kriegsgefangenenabkommen von 1929, das die Behandlung von Kriegsgefangenen regelte.

Dieses besagt, dass Gefangene egal welcher Nation mit Menschlichkeit und „in Beziehung auf Nahrung, Unterkunft und Kleidung auf demselben Fuße zu behandeln [seien] wie die Truppen der Regierung, die sie gefangengenommen hat“. Zudem wird verboten, Kriegsgefangene zu „unerträglichen und gefährlichen Arbeiten“ einzusetzen.2

Sowjetische Soldaten waren von dieser Regelung jedoch ausgenommen und auch polnischen Soldaten gewährte sie keinen Schutz.3

Stattdessen wurden sowjetische Kriegsgefangene interniert, aus rasseideologischen Gründen diskriminiert und als „bolschewistische Mordbestien“ stilisiert.4 Ihre Versorgung war dermaßen mangelhaft, dass schon im ersten Winter nach dem Überfall auf die Sowjetunion ca. 2 Millionen von ihnen starben.5

Als sich ein Scheitern der sogenannten Blitzkriegsstrategie abzeichnete, wurden jedoch aufgrund der schlechten wirtschaftlichen Lage schließlich auch sowjetische Gefangene zur Arbeit „im Reich“ und unter anderem auch in der Landwirtschaft herangezogen.6 Da der Kontakt mit der Zivilbevölkerung sowie Kriegsgefangenen und Zivilarbeiter*innen anderer Nationen nicht erwünscht war erfolgte die Unterbringung zumeist nicht auf den Höfen, sondern in gesonderten Unterkünften7 – wie hier am See.

Die Versorgung der russischen Gefangenen in den Lagern lag noch unter den Rationen der Kriegsgefangenen anderer Nationen, so dass viele starben. Insbesondere auf Beschwerden der Arbeitgeber wurden diese Rationen soweit aufgestockt, dass die Menschen arbeitsfähig waren.

Hier in Güstritz befand sich laut Erzählungen gegenüber der Ziegelei in der Straße An den Teichen in den 1940er Jahren eine Unterkunft, in der sowjetische Kriegsgefangene untergebracht waren.

Vermutlich handelte es sich hierbei um das 23 sowjetische Gefangene umfassende, im April 1942 vom Stalag XIB Falingbostel nach Güstritz entsandte Kommando 3238.8 Arbeitgeber der Kommandos waren für gewöhnlich die Bauernschaften, die gemeinsam mit der Gemeinde Lager errichteten und betrieben. Von diesen Gemeinschaftslagern aus wurden die Gefangenen auf die einzelnen Höfe verteilt.

Die Unterkünfte sollten von Soldaten der Wehrmacht bewacht werden und waren mit Stacheldraht oder ähnlichem gesichert. Auch auf dem Weg zu den Arbeitsstätten war eine Bewachung vorgesehen. Aufgrund fehlenden Wachpersonals fand dies aber teilweise nicht statt, oder wurden ortsansässige Bauern zu Hilfswachmännern verpflichtet. Ein Bild der Unterkunft in Güstritz liegt uns nicht vor. Vermutlich wird es dort aber ähnlich wie in der auf dem Bild unten zu sehenden Unterkunft in Blütlingen (im Saal der dortigen Gastwirtschaft) ausgesehen haben.9





1 https://www.dhm.de/lemo/kapitel/der-zweite-weltkrieg/kriegsverlauf/kriegsgefangenschaft.html

2 ebenda

3 ebenda

4 Rolf Keller, Sowjetische Kriegsgefangene im Deutschen Reich 1941/42. Behandlung und Arbeitseinsatz zwischenVernichtungspolitik und kriegswirtschaftlichen Zwängen, Göttingen 2011.

5 https://www.bundesarchiv.de/zwangsarbeit/geschichte/auslaendisch/russlandfeldzug/index.html

6 Claus Bollbrinker, Claus Füllberg- Stollberg, Zwangsarbeit im Kreis Dannenberg, 1939-1945, in: Das Hakenkreuz im Saatenfeld, Hrsg. Elke Meyer – Hoos, 2013, S.327

7 ebenda

8 Silke Petry, Der Arbeitseinsatz sowjetischer Kriegsgefangener im Kreis Danneberg 1941-45, in „ Das Hakenkreuz im Saatenfeld“, Hrsg Elke Meyer – Hoos, 2013, S. 416,ff.

9 ebenda

10 https://www.hdg.de/lemo/kapitel/nachkriegsjahre/befreiung-und-besatzung/displaced-persons.html

11https://www.bundesarchiv.de/zwangsarbeit/geschichte/displacedp/index.html

12 ebenda

13 ebenda

14 https://bergen-belsen.stiftung-ng.de/de/geschichte/displaced-persons-camp-1945-1950/

15 https://www.bundesarchiv.de/zwangsarbeit/geschichte/displacedp/index.html

16 ebenda

17 https://bergen-belsen.stiftung-ng.de/de/geschichte/displaced-persons-camp-1945-1950/

18 https://de.wikipedia.org/wiki/Displaced_Person

19 https://de.wikipedia.org/wiki/Displaced_Person

20 ebenda

21http://zwangsarbeit-in-niedersachsen.eu/de/virtuelle-ausstellung/danach/danach-deutschland.html

22 ebenda

23 https://www.ausstellung-zwangsarbeit.org/streit-um-erinnerung.html

24 https://www.zwangsarbeit-archiv.de/zwangsarbeit/entschaedigung/entschaedigung-2/index.html

25 http://zwangsarbeit-in-niedersachsen.eu/de/virtuelle-ausstellung/danach/danach-deutschland.html

26 https://www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/ns-zwangsarbeit/227273/der-lange-weg-zur-entschaedigung

27 http://zwangsarbeit-in-niedersachsen.eu/de/virtuelle-ausstellung/danach/danach-deutschland.html